Pia Hoppe, Inhaberin des Tanzstudios Tanzsucht

Bunte Tüllröckchen, selbst gestaltet. Kleine Mützen mit lustigen Motiven. Viele zauberhafte Kostüme hängen im Lager und warten auf ihren Einsatz beim Tanztheater - so wie die engagierten Kinder, die mit Begeisterung ihren Text geübt und die Choreographien einstudiert haben.

 

"Ich vermisse die leuchtenden Kinderaugen bei den Auftritten, ihre faszinierende Energie, die stolzen und glücklichen Gesichter meiner kleinen Tanzfamilie, wenn wir uns gemeinsam die Geschichten ausdenken und die Kostüme gestalten. Die aktuelle Situation ist einfach nur traurig", erzählt mir Pia während unseres Shootings.

 

Vor zehn Jahren, im Alter von gerade mal 21 Jahren, hat sie sich mit ihrer Tanzschule "Tanzsucht" selbstständig gemacht. Seither bietet sie vor allem Kindern und Jugendlichen einen Ort, an dem sie sich wohl und sicher fühlen können. Viele Mitglieder haben mit vier Jahren bei ihr angefangen, sind mittlerweile 18 und älter. Das verwundert nicht, so herzlich und sympathisch wie Pia ist.

 

"Es macht mich stolz, dass ich viele Kinder schon so viele Jahre begleite. Für sie bin ich nicht nur die Tanzlehrerin. Ich bin wie eine zweite Mama. Diese Rolle nehme ich sehr ernst. Was ich tue, tue ich für die Kinder. In erster Linie möchte ich ihnen Freude an Bewegung und Tanz vermitteln. Doch ich leiste auch Erziehungsarbeit. Ich motiviere. Ich möchte ihr Vertrauen in sich selbst stärken. Es ist mir wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, respektvoll und freundlich miteinander umzugehen. So entsteht eine soziale Gemeinschaft, in der sich alle gleich fühlen können. Für Kinder ist das sehr wichtig. Sie kommen aus sich heraus."

 

Deshalb macht Pia auch während des Lockdowns weiter, indem sie Online-Tanzkurse anbietet. Sie möchte den Kindern auch weiterhin Freude schenken. Viele Mitglieder nutzen ihre Angebote sehr intensiv. Es ist ein toller Ausgleich, denn viele fühlen sich im Homeschooling überfordert und einsam. Doch das Tanzen vor dem Bildschirm ist nicht dasselbe. Das Gemeinschaftsgefühl fehlt.

 

"Die Kinder stehen allein in ihren Zimmern. Sie sehen mich und ihre Freundinnen nur auf dem Bildschirm. Da fällt es schwer, sich zu öffnen. Besonders meine Jüngeren finden das unnatürlich. Sie fühlen sich regelrecht beobachtet, bekomme ich als Feedback. Letztens hat mir eines meiner fünfjährigen Mädels gesagt, dass sie hofft, bald wieder richtig tanzen zu können."

 

In solchen Momenten steht Pia vor dem Bildschirm und zwingt sich zu einem Lächeln, obwohl ihr anders zumute ist.

"Was soll ich da antworten? Ich frage mich ja selbst, wie die Perspektiven aussehen. Bekommen wir irgendwann mal die Chance, alles wieder aufzubauen? Ich habe so vieles durch harte Arbeit erreicht und nun fühlt es sich an, als gehe alles auf einmal kaputt. Ich bin echt fertig. Tagsüber betreibe ich Homeschooling mit dem Großen und spiele mit meiner Kleinen, abends bringe ich die Energie für die Kinder am anderen Ende des Bildschirmes auf. Ist der Tag dann vorbei, fühle ich mich immer öfter leer. Dann frage ich mich, ob ich mir nicht doch lieber etwas Festes suche, weil ich ja auch für meine eigene Familie finanziell verantwortlich bin. Doch das wäre einfach nicht das Richtige für mich. Ich gebe den Kindern einen festen Halt. Das möchte ich auch weiterhin tun!

 

Ich bin relevant.

Was ich tue, ist von Bedeutung.

 

Ich bringe Beine zum Tanzen und Augen zum Leuchten.

Ich schaffe Bewegung und halte gesund.

Ich beflügele Fantasie und Kreativität.

Ich stärke das Selbstbild durch die Arbeit am eigenen Körper.

Ich bereite den Boden für viele Freundschaften.

Ich vermittle Werte und Umgangsformen.

Ich schaffe Erfolgserlebnisse für Körper und Geist.

 

Ich bin relevant."