Till Schmidt, Schauspieler am neuen theater Halle
„Sein oder nicht sein?“ - die berühmte Frage aus Shakespeares Tragödie „Hamlet“ trifft den aktuellen Zeitgeist genau.
Für die Theater, Opernhäuser und kulturellen Spielstätten unserer Gesellschaft lautet die Antwort darauf seit Monaten leider NICHT SEIN! Bühnen und Zuschauerplätze bleiben leer. Orchestergräben unbesetzt.
„Es ist eine schlimme Zeit. Die Menschen trocknen innerlich, seelisch aus“, bemerkt Till Schmidt, Schauspieler am neuen theater Halle, während unseres Shootings wehmütig. Ich kann ihm nur zustimmen. Mir geht es ebenso.
Dass er nicht auftreten darf, beschäftigt ihn sehr, doch nicht nur um seinetwegen.
„Ich verspüre den Wunsch, Mut zu machen, Hoffnung zu geben. Einen Wimpernschlag lang ein Lächeln zu schenken. Die Angst vor dem Virus, die Sorge um die eigene Gesundheit, all die kleinen und großen Einschränkungen - der Mensch lebt gehemmt. Ich empfinde eine tiefe Demut denen gegenüber, die zusätzlich vor dem Aus ihrer beruflichen Existenz stehen.
In dieser Zeit ist emotionaler Zuspruch so wichtig. Normalerweise können wir Trost im Scheinwerferlicht spenden, aber das ist uns untersagt. Als Schauspieler sind wir momentan eine stumpfe Waffe. Wir dürfen uns nicht einmal auf den Marktplatz stellen, um den Menschen etwas darzubieten, sie etwas abzulenken.“
Diese Hilflosigkeit empfindet Till ganz besonders, denn er ist Schauspieler durch und durch. Er liebt, lebt und braucht es, auf der Bühne zu stehen, gesehen zu werden und die Menschen zu verführen. Eine Berufung, die leider nicht als systemrelevanter Beruf gilt.
„Wir leben in einer marktorientierten Gesellschaft. Der Mensch als Individuum wird nicht gesehen, eher das System als Gesamtrechnung. Doch dass alles in Zahlen berechenbar sein muss, funktioniert mit Kunst nicht! Was das Theater den Besuchern schenkt, was es den Menschen bedeutet, lässt sich nicht in die Kasse eintippen.
Ich bin relevant.
Was ich tue, ist von Bedeutung.
Ich verzaubere und begeistere.
Ich verführe und entführe.
Ich kläre auf und wühle auf.
Ich mache Geschichte greifbar.
Ich erwecke Märchen zum Leben.
Ich bin relevant.“