Marcus Föst, Inhaber von AUF UND DAVON - Die Flugprofis

„Endlich, nach fast einem Jahr, wieder rauszukommen, das ist wie Medizin. Es ist wichtig, den eigenen Mikrokosmos ab und zu verlassen zu können und etwas anderes zu erleben, um den eigenen Alltag auch wieder mehr wertschätzen zu können. Reisen befreit. Reisen erweitert den Horizont. Reisen ist Medizin!“ Medizin, die jedoch während des Lockdowns nicht erlaubt war. Eine Tatsache, die für eine gesamte Branche extreme Einschränkungen mit sich gebracht hat. Ich bin dazu im Gespräch mit Marcus Föst, dem Inhaber von „AUF UND DAVON – Die Flugprofis“. Marcus fand über Umwege zu seiner Berufung.

„Nach der Wende habe ich als Leistungssportler in Celle Handball gespielt. Mein Hobby war es, Trainingslager zu organisieren. Irgendwann meinte mein Trainer dann: Marcus, mach dich damit doch selbstständig! Und das habe ich dann getan. Einfach so. Anfangs erst einmal nur für Trainingslager. 1996 habe ich beispielsweise für die Olympiade in Atlanta die Olympia-Stützpunkte organisiert. Eins führte zum anderen und ich dachte mir: In Halle fehlt ein ordentliches Flug-Büro. Also habe ich in meiner jugendlichen Unverfrorenheit einen Laden angemietet, zwei Rechner hingestellt, ein Reservierungssystem von den Airlines besorgt und 1997 aufgemacht. Es kamen dann tatsächlich Kunden und das war anfangs ganz schrecklich für mich, denn ich musste mich ja erst einmal in das ganze Buchungssystem einarbeiten.“

Marcus lacht herzlich, als wir über seine Anfänge sprechen. Mittlerweile ist er absoluter Profi in dem, was er tut, und übt seinen Beruf mit Leidenschaft und Herzblut aus. Auch er wurde im März 2020 erst einmal ausgebremst.


„Mein Beruf ist mein Leben. Ich möchte nichts anderes machen. Ich hätte viele andere Sachen machen können, doch hierfür lebe ich. Ich bin in der Welt unterwegs, um für unsere Kunden alles kennenzulernen, zu entdecken und ihnen individuell auf sie angepasste Reisen anbieten zu können. Bei uns gibt es auch keine regulären Öffnungszeiten, wir sind 24 Stunden für unsere Kunden da. Das Individuelle und Exklusive macht uns aus.“


Für einen Menschen, dessen Beruf es ist, für seine Kundschaft viel in der Welt unterwegs zu sein, hat der Lockdown eine große Umstellung bedeutet.


„Das größte Problem war für uns anfangs, dass wir alles rückabwickeln und die Provisionen zurückzahlen mussten. Sogar für die 2019 gebuchten Flüge, auf die wir ja bereits Steuern bezahlt hatten. Und dann wurden wir auch noch von einigen Kunden beschimpft, da viele Airlines das Geld nicht zurückzahlen wollten.

Doch ich möchte nicht jammern. Ich kann es aber auch nicht schönreden. Wir haben sehr hart gekämpft. Die Branche hat sich zusammengetan und wir haben viel erreicht und Gelder vom Staat bekommen. Eine gute Unterstützung, wie ich finde. In anderen Ländern hat die Branche eine staatliche Unterstützung von 400 Euro im Monat erhalten, in Spanien zum Beispiel. Unser Rettungsschirm ist da schon extrem gut aufgestellt gewesen.“


Marcus ist ein Mensch, der lieber nach vorn blickt als zurück. „Geht nicht, gibt´s nicht. Das ist mein Spruch. Und wenn es für etwas keine Lösung gibt, dann ist es kein Problem, sondern eine Tatsache.“ Diese Einstellung hat ihm während des Lockdowns sehr geholfen.
 
„Im Home Office habe ich schnell eine Meise bekommen. Man hat alle Serien geguckt, die es zu streamen gab. Also haben meine Mitarbeiterin und ich die erzwungene freie Zeit möglichst sinnvoll genutzt. Wir haben unsere Internetseiten komplett auf Vordermann gebracht und die Kommunikations- und Telefonanlage optimiert, so dass nun auch Videoberatung möglich ist. Durch Zufall hatte ich dann auch einen neuen, passenden Laden für uns entdeckt, den wir frisch bezogen haben. Und komplett dicht waren wir auch nicht. Zehn Prozent vom Umsatz kamen noch rein, da wir im Bereich der Geschäftsreisen Flüge für ein Unternehmen organisieren konnten. Es gab also einiges zu tun. Zum Glück!

Seit Beginn der Lockerungen haben wir langsam wieder mehr zu tun. Die Leute versuchen, etwas für den Sommer zu finden. Doch dass nun alles wieder losgeht und alles wieder toll ist, so ist es nicht. Es trauen sich derzeit viele noch nicht, wieder Flüge zu buchen. Logisch, es herrschen immer noch Unsicherheit und Angst vor der Ansteckungsgefahr. Es wird sich noch lange hinziehen, bis es wieder Normalität gibt. Ich habe letztes Jahr im März gesagt: Vor 2022 wird es keine Besserung geben. So habe ich dann wirtschaftlich auch gerechnet. Ich hoffe nun, dass es nächstes Jahr endlich wieder ordentlich losgeht. Aber das Niveau, das mal war, erreichen wir wohl erst 2025. Bevor die Welt wieder öffnet, das dauert schon noch ein bisschen. Da bin ich Realist.“

Doch Marcus ist auch ein absoluter Optimist, dessen Zuversicht ansteckend ist.

„Ich betrachte das Ganze mittlerweile so: Der Lockdown war eine herbe Herausforderung, hat uns aber auch gezeigt, wie gut es uns normalerweise geht. Ich hoffe, dass wir nun die kleinen Dinge in unserem Leben mehr wertschätzen können. Und dankbarer dafür sind, dass es uns überhaupt möglich ist, die Welt in diesem Maße zu erkunden und zu entdecken. Und dabei bin ich gern behilflich. Für mich ist jede Anfrage ein Ansporn, ein Ziel zu erreichen: Den Kunden glücklich zu machen mit dem, was er sich von Herzen wünscht. Das ist die Realität umzusetzen oder sogar noch besser, das ist meine Motivation. Das macht mich glücklich und das ist das Wunderbare an meinem Beruf.

Ich bin relevant.
Was ich tue, ist von Bedeutung.


Ich bin Auszeit-Geber.
Ich ermögliche den Blick über den Tellerrand.
Ich erweitere den Horizont.
Ich nehme die Enge des Alltags und mache das Herz leichter.


Ich bin relevant.“