Sabine Schön, Inhaberin von Pole Dance Beauties

Sabine Schön ist es gewohnt, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Als international anerkannte und zertifizierte Trainerin in ihrem eigenen Pole Dance Studio vollführt sie wahre Kunststücke an der Stange.

 

Auch durch Corona hat sie den Boden unter den Füßen verloren, doch nicht auf angenehme Weise. Seit Beginn des Lockdowns darf sie keine Kurse in ihrem stil- und liebevoll eingerichteten Studio anbieten. Somit zählt Sabine zu den vielen großartigen und inspirierenden Persönlichkeiten, die ihren Leidenschaften derzeit nicht in gewohnter Weise nachgehen dürfen.

 

"Tanzen war schon immer ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. In meiner Kindheit habe ich damit begonnen und es hat mich stets begleitet. Irgendwann habe ich dann nach etwas Ausgefallenem gesucht. So habe ich mit 28 Jahren bei einer Pole Dance-Schnupperstunde mitgemacht und bin buchstäblich hängengeblieben."

 

Eine Schnupperstunde, die ihr Leben verändert hat, erzählt mir Sabine strahlend während unseres Shootings. So fing alles an. 2016 hat sie dann ihr eigenes Studio in Halle eröffnet, im Sommer 2019 hat sie sich räumlich vergrößert.

 

"Ich habe Pole Dance Beauties aus einer Leidenschaft heraus gegründet. Doch ich hatte nie eine romantische Vorstellung von der Selbstständigkeit. Ich bin Realistin. Mir war immer bewusst, dass ein eigenes Studio mit harter Arbeit, Disziplin und einem guten wirtschaftlichen Konzept verbunden ist. Seit fünf Jahren übe ich diesen Beruf jetzt aus, seit einem Jahr davon quasi im Ausnahmezustand. Das macht natürlich viel mit der eigenen Motivation. Doch man wächst an den Herausforderungen. Und ich habe eine Verantwortung meinen Trainerinnen, meinen Kundinnen und auch mir selbst gegenüber. Also haben wir angefangen, Online-Kurse anzubieten. Das funktioniert mehr schlecht als recht. Sport ist etwas, um es vor Ort zu machen, in der Gemeinschaft. Online-Kurse entzaubern. Deshalb bin ich sehr glücklich darüber, dass wir seit Februar nun zumindest Privattrainings anbieten können, unter Einhaltung der gegebenen Hygiene-Maßnahmen. Für meine Pole-Mädels sind die eingeschränkten Angebote natürlich unbefriedigend, aber sie bleiben uns treu und stehen hinter uns. Für diese Loyalität und das Verständnis bin ich einerseits so dankbar. Andererseits merke ich daran aber auch, wie sehr sie, meine Trainerinnen und ein normaler Ablauf mir fehlen."

 

Es sei ein permanentes Brauchen und Vermissen, erzählt mir Sabine, denn Pole Dance ist so viel mehr als nur ein Job für sie.

 

"Pole Dance ist ein ästhetischer Kraftsport, der viel Disziplin und Körpergefühl erfordert. Und es ist ein wunderbarer Sport, um den Alltag zu vergessen und loslassen zu können. An der Stange bin ich nur für mich, ich bin ganz bei mir. Es macht mich immer glücklich, wenn ich das auch bei meinen Mädels beim Training beobachten kann. Die Fortschritte, die sie machen, bewirken so viel. Sie akzeptieren immer mehr, wie sie sind, wer sie sind und was ihr Körper tut. Es macht eben stolz, von Stunde zu Stunde Erfolgserlebnisse zu sehen."

 

Sportliche Erfolgserlebnisse bleiben im Lockdown generell eher aus. Etliche Sport-Kurse können nicht stattfinden, Fitness-Studios bleiben geschlossen. Eine Tatsache, die Sabine Sorge bereitet.

 

"Für die inneren Schweinehunde ist der Lockdown toll, die toben sich jetzt so richtig aus! Aber Sport ist so, so, so wichtig. Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie viele Rückschritte aktuell in der Gesundheit stattfinden, da nur Individualsport gestattet ist. Aber es kann nun mal nicht jeder joggen gehen.

Man kann Sport derzeit auch sehr schlecht den Kindern vorleben. So lernen sie nicht, dass Sport Spaß macht und zum Alltag dazu gehört. Das kann Langzeitfolgen für die Motorik und Entwicklung haben.

 

Wir als Vertreter der Sport-Branche sind so viele. Wir sind so vielseitig. Und doch haben wir so wenig Handhabe. Wir werden in den Verordnungen oft nicht einmal explizit erwähnt, das hat etwas unglaublich Unbefriedigendes. Klar macht man sich da viele Gedanken darüber, wie es weitergehen kann und wird. Als Realistin mache ich mir keine allzu großen Hoffnungen. Das ist auch ein Stück weit Eigenschutz, um nicht permanent von irgendwelchen Lockerungsversprechen enttäuscht zu werden. Die Sport-Branche ist eines der letzten Lichter, das wieder angeknipst wird. Wir müssen also über einen sehr langen Zeitraum anders arbeiten.

 

Wenn ich jedoch mit einem positiven Blick auf die Zukunft schaue, sehe ich mich Kurse vor kleinen Gruppen geben. Und wenn es nur kleine Tipselschritte hin zur Normalität sind, ich möchte die Menschen wieder treffen und anschauen können. Ich hätte gern nach der langen Zeit wieder meine Mädels um mich herum und würde gern gemeinsam mit ihnen wieder den Boden unter den Füßen verlieren.

 

Ich bin relevant.

Was ich tue, ist von Bedeutung.

 

Ich stärke das Selbstbewusstsein.

Ich verhelfe Frauen jeder Altersgruppe zu einem besseren Körpergefühl.

Ich fördere die physische und psychische Gesundheit.

Ich lasse Körper schweben und erzeuge Gänsehaut-Momente.

Ich bin Motivatorin und Künstlerin.

Ich verzaubere und begeistere.

 

Ich bin relevant."