Sarah Burkhardt, Verantwortliche für PR der HALLE MESSE GmbH
„Es ist schon deprimierend, wenn man durch unsere leeren Hallen geht“, erzählt mir Sarah Burkhardt, Mitarbeiterin der HALLE MESSE GmbH. Sarah hat 2018 als Praktikantin angefangen, mittlerweile arbeitet sie als Sprecherin des Unternehmens. Ein Beruf, in dem es von Vorteil ist, wortgewandt zu sein.
„Doch für die aktuelle Situation fehlen mir einfach die Worte. 2020 wäre ein richtig gutes Jahr für uns gewesen. Wir hatten viele große Veranstaltungen im Kalender. Alle wurden abgesagt oder verschoben. Stattdessen werden unsere Räumlichkeiten derzeit für Prüfungen u. ä. genutzt - wir haben den Platz dafür. Doch davon kann ein Veranstaltungszentrum auf lange Sicht nicht leben.“
Die HALLE MESSE GmbH gehört zur ZWERENZ GRUPPE, einem Familienunternehmen, das sich auf die Organisation von Messen spezialisiert hat in Dresden, Halle und Gießen – von der ersten Idee, über die komplette Organisation bis zur „Abschlusspressemitteilung am letzten Messetag“. Ein bundesweit aktives Messebauunternehmen und zwei private Messegelände in Halle und Gießen gehören auch zum Unternehmensverbund. Alle Teile des Unternehmens sind aktuell vom Veranstaltungsverbot betroffen. Insgesamt arbeiten über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gruppe, die Beate und Roland Zwerenz gemeinsam mit ihrem Sohn Peter Schreiber führen. Seit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 befindet sich fast die gesamte Belegschaft in Kurzarbeit.
„Alles fing damit an, dass die SaaleBAU im März 2020 eine Woche vor Beginn abgesagt werden musste. Mittlerweile fällt es schwer, die Motivation aufrechtzuerhalten. Es kommen kaum E-Mails und keine Anrufe rein. Und wir wissen nicht, wann wir wieder starten dürfen. Im November ist beispielsweise die SaaleMesse geplant. Zumindest steht sie im Kalender. Normalerweise würden wir dafür jetzt komplett in der Planung stecken. Aber noch wissen wir nicht, ob die Messe stattfinden kann. Es ist eine Genuss- und Erlebnis-Messe. Da wollen die Menschen kosten, riechen, genießen – und nicht im Eiltempo mit Zeitvorgabe und Maske im Gesicht durchlaufen.“
Dabei haben Studien und auch noch im letzten Herbst durchgeführte Messen ergeben, dass Veranstaltungen mit entsprechenden Hygienemaßnahmen keine Infektionstreiber sind, zumal die großen Hallen mit den modernen Lüftungen dem Aufenthalt im Freien nahekommen.
„Sollte sich im Herbst 2021 die Betrachtung weg von der reinen Inzidenzzahl hin zu realeren Bewertungsmaßstäben ändern, steht den Durchführungen der Veranstaltungen am Jahresanfang nichts im Wege. Aktuell ist aber noch eine hohe Unsicherheit vorhanden.“
Diese Planungsunsicherheit macht Sarah und ihren Kollegen besonders zu schaffen. Events wie Messen können eben nicht von heute auf morgen vorbereitet werden, sondern benötigen einen gewissen Vorlauf. Die dabei entstehenden Kosten müssen betriebswirtschaftlich Sinn ergeben, können nicht umsonst ausgegeben werden und letztlich die Arbeitsplätze gefährden.
„Die HALLE MESSE Arena beispielsweise bietet 10.000 Besuchern Platz bei Konzerten, unsere Messen werden im Schnitt von 13.000 Gästen besucht – nun stehe ich allein in der Halle. Eine immer noch sehr unwirkliche Situation. Unsere Messebauer, Techniker und Servicekräfte, die normalerweise Stände und Bühnen aufbauen, am Einlass und an der Garderobe zum Einsatz kommen - sie alle warten darauf, wieder arbeiten zu dürfen.“
Nicht nur sie warten darauf, wieder loslegen zu dürfen. Messen und Veranstaltungen sind vor allem auch Kommunikation. Reale „Offline“-Kommunikation. Sie fehlt.
„Wie sehr, das zeigen die Anfragen für künftige Einmietungen wie Tagungen und Konzerte, kleinere Fachmessen oder auch größere Shows. Digitale Formate sind einfach kein adäquater Ersatz für das Treffen von Menschen aus geschäftlichen oder zu privaten Anlässen.
Es fehlen Berufsmessen, die für Schülerinnen und Schüler so wichtig sind, um vor Ort erfahren zu können, welche Jobs zu ihnen passen könnten. Es fehlen die Hochzeitsmessen, um diesen Meilenstein vieler Paare nicht nur daheim am Rechner oder per Telefon zu planen. Es fehlen die Baumessen, um mit kompetenten Partnern vor Ort das neue Zuhause zu planen. Es fehlen Fachtagungen und Kongresse für die Wirtschaft. Und uns als Belegschaft der Veranstalterbranche fehlt unsere Arbeit, die wir gut und engagiert machen und die uns einen erweiterten Sinn für unser Leben gibt. Wir alle werden gebraucht. Deshalb halten wir durch. Und deshalb freue ich mich über jede Anfrage, die uns erreicht und über jeden Anlass, trotz Home Office auch mal in die Firma fahren zu können.
Wir sind relevant.
Was wir tun, ist von Bedeutung.
Wir führen Menschen zusammen.
Wir machen abstrakte Dinge anschaulich und fassbar.
Wir kurbeln die regionale Wirtschaft an und sichern so viele Arbeitsplätze.
Wir sind Ermöglicher, Chancen-Vermittler und Traum-Erfüller.
Wir sind Auszeit-Geber.
Wir bringen unsere Gäste zum Lachen, zum Nachdenken, zum Staunen.
Wir sind relevant.“