Wolfgang Burkart, Betreiber des Luchs Kino am Zoo

Es mag plakativ klingen, doch viele Menschen fühlten sich während des Lockdowns, als wären sie „im falschen Film“. Besonders Persönlichkeiten, die eng mit dieser Branche verbunden sind, waren sehr lang von den Einschränkungen, die die Pandemie mit sich brachte, betroffen. Persönlichkeiten wie Wolfgang Burkart, Inhaber und Betreiber des beliebten und geschätzten „Luchs“, dem Kino am Zoo. Das Luchs ist vor allem bekannt für anspruchsvolle und experimentelle Filme und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, so beispielsweise mit dem „Kinoprogrammpreis von Mitteldeutschland“.

„Meine Leidenschaft für bewegte Bilder formte sich schon sehr früh. In meiner Kindheit habe ich sonntags viel Zeit im Kino verbracht. So ging es los.“

Nach seinem medienwissenschaftlichen Studium in Marbug begann Wolfgang als Leiter des „188“ in Halle. Doch er merkte schnell, dass das nicht ganz seine Version von Kino war.

„Ich wollte hinsichtlich der Ausstattung ein besseres und schöneres Kino, für das Publikum und für mich. Ein Kino mit einer großen Leinwand und bequemen Sitzen. Ein Kino, das auf die Bedürfnisse des Publikums abgestimmt ist. Also haben mein damaliger Geschäftspartner und ich Existenzgründerlehrgänge besucht, eine GbR gegründet und nebenbei begonnen, das Luchs aufzubauen. Es war ein sehr großes Projekt. Wir mussten ja alles von Null aufbauen, in dem Gebäude hat es ja vorher kein Kino gegeben. Doch man muss kämpfen, um die eigenen Ziele zu erreichen.“

Seit 1997 waren sie mit dem Projekt beschäftigt, Ende Juli 2000 lief dann die erste Vorstellung im Kino am Zoo.

„Mit dem Luchs habe ich mich selbstverwirklichen können und mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich bin ein echter Cineast. Film bedeutet für mich ein Blick in die Welt. Vor allem in Welten, mit denen man sonst wenig zu tun hat! Das vermisse ich in der Filmkultur heutzutage, die Neugier des Publikums. Damals gab es mehr Cineasten.“

Durch den Lockdown war es erst einmal nicht mehr möglich, durch Kino in fremde Welten und Kulturen einzutauchen. Eine Situation, die für Wolfgang befremdlich war, der er jedoch auch etwas Positives abgewinnen konnte.

„Generell bin ich gegen diese Schnelllebigkeit, die unsere heutige Gesellschaft prägt. Die erzwungene Entschleunigung war für mich daher das Positive am Lockdown. Ich habe das Ganze als verlängerte Pause genutzt, vieles daheim erledigt, dem Sohn beim Auszug geholfen und sehr viel schöne Zeit mit der Tochter verbracht. Ein generelles Umdenken in diese Richtung täte uns allen gut: Unser Leben bewusster wahrzunehmen und zu schätzen, was wir haben.

Ich denke aber eher, dass es schnell wieder weitergeht wie es war.“

Finanziell konnte sich das Luchs dank der Corona-Hilfen über Wasser halten.

„Ganz fantastisch war auch die von zwei Mitarbeitenden der Oper Halle initiierte Aktion „Kunst fürs Kino“, bei der Kunstwerke versteigert wurden, um uns Programmkinos zu helfen. Die Ausführenden haben eine riesige Leistung erbracht, da kann man nur den Hut ziehen. Die Spielzeit im Sommer lief dann wie gewohnt sehr gut.“

Der zweite Lockdown war für Kino- und Kulturstättenbetreiber dann länger und härter.

„Das Novemberprogramm konnten wir so, wie es war, in die Tonne hauen. Und als wäre das nicht ärgerlich genug gewesen, ist es in der Branche nicht wirklich zu einem Umdenken gekommen. Ich hätte mir etwas mehr Solidarität und auch Flexibilität gewünscht, vor allem von den großen Studios. Ein Zusammenrücken wäre schön gewesen. Stattdessen halten die Major Companies auch weiterhin daran fest, dass selbst ein Arthouse-Film rund um die Uhr laufen muss. Eine Bedingung, die für Ein-Saal-Kinos wie meines nicht so einfach in der Umsetzung ist. Doch wir nutzen die Möglichkeiten, die wir haben. Mittlerweile freuen wir uns einfach nur sehr darauf, dass es Mitte Juni 2021 endlich wieder regulär losgehen kann. Das Publikum vermisst uns, erhalten wir auf vielen Wegen übermittelt. Und wir warten natürlich auch darauf, wieder loslegen zu können, auch wenn unser Personal aktuell noch nicht wieder ganz vollständig ist. So langsam ist bei mir der Schlendrian eingekehrt. Wenn der Fokus dann endlich wieder auf dem Kino liegt, komme ich auch wieder auf Betriebstemperatur. Die erzwungene Entschleunigung darf ein Ende finden. Es wird Zeit.

Ich bin relevant.
Was ich tue, ist von Bedeutung.

Ich entführe in andere Welten.
Ich gewähre Einblicke in fremde Kulturen.
Ich unterhalte, bilde, schockiere, und rege zum Nachdenken an.
Ich bringe den Menschen die Schönheit des Filmes nahe.
Ich vermittele mit der Bildprache ein Stück Kulturgut.

Ich bin relevant.“