Stefan Timm, bis Mai 2021 Gastgeber und Gesellschafter im "Studio Z", seit August 2021 Inhaber des "Die Acht-Studios" mit der extra Portion A-Z
Was tust du, wenn du wegen des Lockdowns zum Trainieren nicht ins Fitness-Studio darfst? Richtig, du machst dein eigenes auf!
Der Lockdown hat sehr viele Menschen vor enorme Herausforderungen gestellt. Kreatives Umdenken, Flexibilität, Geduld und Durchhaltevermögen wurden zu Leitmotiven vieler Branchen über viele Monate hinweg. Manche Menschen haben dabei auch sehr ungewöhnliche Wege beschritten. Menschen wie Stefan Timm.
Stefan ist seit 2016 selbstständig in der Eventbranche als Projektmanager und Moderator unterwegs. Durch den Lockdown hatte er dann von jetzt auf gleich kaum etwas zu tun.
„Und wenn man dann überlegt, was man machen könnte, kommt man auf Dinge, die einem selbst besonders fehlen. Für mich war das der Sport. Ich bin schon immer fitnessbegeistert. Seit 20 Jahren mache ich das als Hobby. In den eigenen vier Wänden das Thema Sport ordentlich abzubilden, das war schwierig. Da traf es sich, dass die Familie eines Freundes vorhatte, in Zwenkau ein Bewegungszentrum zu eröffnen. Also hab ich kurzerhand gefragt: Was haltet ihr davon, wenn ich mit einsteige? Und das habe ich dann getan.“
Verrückt, während des Lockdowns ein Geschäft zu eröffnen, meinen nun womöglich einige.
„Das war uns völlig klar. Doch klar war auch: Wir müssen das Ding jetzt aufmachen, trotz Corona! Oder vielmehr: Wegen Corona! Die Menschen benötigen jetzt Hilfe. Wenn du nichts tust, baut die Muskulatur ab, dabei ist Muskelpflege so wichtig. Gesundheit braucht eben Training! Das ist unser Leitspruch.“
Da die Gerätezirkel im Bewegungszentrum für Krankengymnastik zertifiziert sind, durften die Mitglieder zum Training kommen.
„Wir haben immer nur einen Hausstand hereingelassen und die Öffnungszeiten maximal erweitert, um jedem Mitglied die Chance zu geben, kommen zu können. Als Inhaber waren wir bis zu 12 Stunden da. Ein Haushalt pro Stunde, für ein halbes Jahr, dazwischen Desinfektion und Lüften. Es war schon hart. Da vergisst du sogar dein eigenes Training irgendwann.
Unser Vorteil in der Gründung war auf jeden Fall, dass wir als Unternehmen jung und klein sind. Am Ende des Tages war es aber ein gutes halbes Jahr nur ein Zuschussgeschäft. Doch wenn dich ein Ziel antreibt, wenn du das als Motor in dir verspürst, dann ist das schon mehr Wert, als dass du reine Gewinne machst. Die Energie ist unbeschreiblich, wenn du Menschen siehst, die Erfolge feiern. Das bringt mich ähnlich weit, wie wenn ich auf der Bühne stehe und Menschen Spaß vermitteln kann. Gerade in Zeiten des Lockdowns war das für mich die richtige homöopathische Medizin. Klar ist aber auch, dass es dann mal kostendeckend sein muss. Immerhin haben wir auch einiges investiert. Wir haben komplett neuartige Geräte besorgt, die das Thema Gesundheit wirklich nach vorne stellen.“
Wie wichtig Stefan die Themen Gesundheit und Sport sind, merke ich während des gesamten Gesprächs mit ihm. Und in seiner Art und Weise, wie er darüber spricht, ist er ist enorm überzeugend. Es ist ebenso belebend, mit ihm darüber zu reden, wie erkenntnisreich.
„Das Thema Gesundheit ist so wichtig! Es ist ein Grundbedürfnis. Nur 12 Prozent der Bevölkerung sind aktiv mit Fitness beschäftigt. Aber ein gesunder Körper funktioniert doch viel besser! Er reagiert auch ganz anders bei Krankheiten, stärker, beispielsweise auf einen Virus. Nur ein gesunder Körper kann, bis ins hohe Alter, selbstbestimmt und ohne fremde Hilfe erfolgreich sein. Wenn man ein Jahr lang Pause hat, dann baut man ein Jahr lang Muskeln ab. Und braucht dann mindestens die doppelte Zeit, um auf Niveau von 2020 im Februar zu kommen. Bei Kindern ist es tatsächlich noch länger.“
Dass vor allem den Kindern das Leben während des Lockdowns schwer gemacht wurde, in allen Bereichen, ist für Stefan eine traurige Tatsache.
„Aus meiner Sicht sind die Kinder die absolut Leittragenden der letzten Monate. Durch die vielen Verbote wurde vielen Kindern der Bock auf Bewegung genommen. Dabei haben sie von Natur aus einen so großen Bewegungsdrang. Das war in der Entscheidung ein absolut fataler Fehler, diesen Drang so mächtig einzuschränken. Die Folgen sind noch nicht absehbar! Gesundheit braucht Training, schon von Kindsbeinen an!“
Wie wichtig Gesundheit ist, das haben wir in Zeiten von Corona alle zu spüren bekommen. Dass Fitness-Studios dennoch schließen mussten, habe die Branche zum Teil jedoch selbst zu verantworten, findet Stefan.
„Die Branche, zumindest die großen Ketten, hat leider den Fehler gemacht, nicht oft genug, nicht laut genug und nicht verständlich genug nach außen zu vermitteln, wie wichtig ein vernünftiges und regelmäßiges Training für die Gesundheit ist. Deshalb zählten Fitness-Studios auch als nicht relevant und waren auf einmal zu. Aus der Defensive heraus die eigene Relevanz zu kommunizieren, das ist dann extrem schwierig.“
Es muss ein Umdenken stattfinden. Für Stefan steht deshalb auch fest, dass die Eventbranche künftig sein Hobby werden wird.
„Fitness und Gesundheit werden mein Beritt werden. Es ist an uns, das selbstbestimmte gesunde Leben in die Köpfe der Menschen zu transportieren. Ich denke, als Moderator habe ich da gute Chancen. Ich will das Auge dafür schärfen, wie relevant das Thema ist. Und es ist nie zu spät, um mit dem Training zu starten. Mehr zu machen als Null, das ist für den Körper schon ein Erfolg. Ich möchte ein Baustein auf dem Weg dahin sein. Wenn du die Regeln und die Prinzipien verstanden hast, bist du am Ende dein eigener Trainer. Mein Ziel ist, dass die Menschen wissen, wie ihr Körper funktioniert und was er an Training braucht, um bis ins hohe Alter funktionieren zu können. Ich habe Bock auf einen Klimmzug mit 80! Ich will das noch schaffen, mich da hochzuziehen.
Ich bin relevant.
Was ich tue, ist von Bedeutung.
Ich bediene ein wesentliches Grundbedürfnis.
Ich stärke die Ressource Mensch.
Ich führe Schritt für Schritt zu kleinen und großen Erfolgen.
Ich unterstütze die Gesundheit.
Ich bin relevant.“